Beer and Music Pairing – Teil 2

Herzlich willkommen zu unserer allseits beliebten Rubrik, in der wir Biere und Musik so zusammenführen, dass sie eine wahrlich genussvolle Einheit bilden. Im ersten Teil widmeten wir uns dem Irish Folk, dem Blues und dem Fado. Zu all diesen Musikstilen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, passen vor allem dunklere, schwerere Biere und am Schluss des Artikels versprach ich, in einem zweiten Teil hellere Biere zu berücksichtigen. Ich habe wieder versucht, mir drei komplett unterschiedliche Musikstile auszusuchen und war dann am Schluss wieder überrascht, dass die dazu passenden Bierstile gar nicht wahnsinnig weit auseinander liegen. Um solch einen Artikel zu schreiben, sollte man den Charakter aller Bierstile kennen und sie sich richtig vorstellen können, wenn man die Augen schliesst. Sowohl den Geruch als auch den Geschmack vom Antrunk bis hin zum Abgang. Auch wenn man sich die Textur, die Kohlensäure, das ganze Mundgefühl so detailreich wie nur möglich vorstellen kann, hilft das enorm und man will sich ja nicht während der Vorbereitungen zu solch einem Artikel betrinken.

 

Alte Schweizer Volkslieder und Wildheubier

Also, wir sprechen hier nicht von Jodel oder volkstümlichem Schlager. Gemeint sind die alten Klassiker, die meine Generation noch neben Mani Matter in der Schule sang und heute leider immer mehr in Vergessenheit geraten. Meist sind diese heute nur noch einer etwas älteren Generationen bekannt. Die Jüngeren kennen sie kaum noch. Dabei sind diese Lieder doch so zeitlos. Egal ob das „Guggisberglied“, „Luegit vo Berg und Tal“ oder „Stets i truure, muess i liebe“. Allen wohnt ein gewisser melancholischer Zauber inne, sie alle haben einen bittersüssen Touch und es würde zu ihnen, wie zum Fado im ersten Teil, auch ein Imperial Stout gut passen. Allerdings habe ich diesmal nach etwas urchigem, bodenständigem gesucht. Etwas urschweizerisches mit einem Hauch von Süsse, der sich in die Bittere mischt. Und genau das findet man im Einsiedler Wildheubier namens „äs Gäächs“. Ein klassisches Lager Bier, das tatsächlich mit Heu eingebraut wurde und dieses Aroma sehr dezent ins Bier einbrachte. Das macht es noch ein bisschen urchiger und passt so einfach perfekt zu dieser wunderbaren Musik. Unbedingt ausprobieren!

 

Punk und Red Ale

Hier muss man sich gar keine grossen Gedanken machen. Die erste Assoziation war natürlich: Lager. Man denkt an Punkrock-Konzerte in seiner Jugend zurück, auf denen man sich beim Pogo-tanzen in kleinen Clubs dermassen durchgeschwitzt hat, dass man sich Lager-Bier im Viertelstunden-Takt hinter die Binde kippte. Aber so einfach will man es sich dann doch nicht machen. Trotzdem kann ich nicht oft genug betonen, wie blöd ich es finde, dass von grossen Teilen der Biersommelier-Fraktion das Lagerbier immer so negativ dargestellt wird. Es gibt nämlich sehr wohl sehr gute Lagerbiere die ich mir zwischendurch immer wieder mal gönne. Aber ich machte mir folgende Gedanken: Punk entstand in den siebziger Jahren in England. Und was ist der traditionelle englische Bierstil schlechthin? Also. Und natürlich war ich auch schon in London an Punk-Konzerten und –Partys und da haben wir immer Ales getrunken. Das war zwar schon in den Achtzigern, aber Klasse war das allemal. Der Punk und das Bier. Und jetzt kommt noch der ultimative Food-Pairing-Tipp gratis dazu: Salt and Vinegar-Chips!

 

Klassik und Witt/Blanche

Von Punk zur Klassik. Ha, ich liebe es. Auf Klassik muss man sich erst mal ein bisschen einlassen. Auch wenn du jetzt sagst, dass du Klassik nicht magst, versuche es doch einfach wieder einmal. Das muss nicht lange sein, eine Bierlänge reicht. Und es muss auch nichts Schweres und Düsteres, wie das Mozart-Requiem sein, zu dem der „Dies Irae“-Barley Wine nicht nur perfekt passt übrigens, sondern bei dem sich die Brauer sogar von diesem Werk zu dem Bier inspirieren liessen. Aber ich schweife ab. Wir suchen uns also nichts Depressives aus, kein Cello-Quartett oder sowas, sondern etwas Leichtes und Eingängiges. Etwas wie Vivaldi‘s Vier Jahreszeiten, schenken uns ein kühles Witt ein, von mir aus kannst du es sogar aus dem Champagner-Glas geniessen und dann passt das ganz wunderbar. Empfehlen würde ich hier das „Blanche Namur“. Das ist noch einen Tick trockener als das allseits bekannte „Hoegaarden“, prickelt fast genauso wie der in Klassik-Kreisen ach so beliebte Champagner. Aber zu Klassik ist es auf jeden Fall erfrischender, ein gutes Bier zu trinken und zeugt halt einfach von Stil.

 

Manchmal kann man sich solche Musik- und Bier-Paarungen schon super vorstellen, während man sie liest und manchmal nur schwer. Aber ausprobieren will und soll man sie auf alle Fälle. Und während man sie denn ausprobiert, fällt einem erst auf, wie gut das tatsächlich alles passt und macht das immer wieder mal. Also mir geht es jedenfalls so.

So und im nächsten Teil machen wir das Ganze dann mit Death Metal, deutschem Schlager und Gangsta Rap.

Vielleicht.

Prost.

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