Beer-Blending

Beer-Blending – Zugegeben, ein ziemlich lahmer Titel für eine Kunst-Form, die fast genauso spannend und abwechslungsreich ist, wie das Bierbrauen selbst. Und wenn Du jetzt nickst, und mir zustimmst, dass es wirklich etwas lahm klingt, hier noch die deutsche Übersetzung: «Bier Mischen». Und das haut wohl auch keinen vom Sockel.

Beer-Blending ist viel mehr als nur mischen

Punkt ist der… Beer-Blending heisst und ist sehr viel mehr. Blending im Englischen bedeutet nicht einfach nur, dass man mal kurz was mischt, sondern, dass das Gemischte harmoniert und ein neues Ganzes ergibt. Oder «frei nach Ralf»: Ein guter Beer-Blend ist sehr viel mehr als nur die Summe der einzelnen Biere.

Beer-Blending – Ein Kind der Craft-Bier Bewegung

Ich bin mir zwar fast sicher, dass bereits die Mönche im Mittelalter die Idee hatten, zwei Biere zu mischen, um zu sehen, wie das denn schmeckt, aber erst die Craft-Bier Bewegung hat dem Beer-Blending eine völlig neue Dimension verliehen. Da werden traditionelle Bierstile sehr modern interpretiert, ständig neue Bierstile erfunden und getüftelt, probiert und gemischt ohne Grenzen. Ganz nach dem Motto: Frisch, frech und wild

Und damit das Thema nicht zu sehr ins Philosophische abrutscht, hier einige Beispiele für hervorragendes Beer-Blending:

Black IPA

Das Black IPA vereint alles, was ein klassisches IPA ausmacht (sehr hopfenbetont, herb, bitter, fruchtig) mit den Eigenschaften eines Stouts (sehr röstaromatisch, Kaffee, schwarze Schokolade, scharf getoastetes Brot).

White IPA

Ausgewogene Harmonie zwischen den typischen IPA-Eigenschaften mit denen eines Blanche/Wittbieres oder eines Weizenbieres (hefearomatisch, frisch, fruchtig, bananig, leichte Gewürzaromatik).

White Stout

Das White Stout ist die Kombination eines Blache/Wittbieres und einem klassischen Stout.  Die kräftigen Eigenschaften des Stouts harmonieren wunderbar mit der Frische des Blanche/Wittbieres.

Grundsätzlich gilt beim Beer-Blending, dass der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind und, dass jeder Bierstil beliebig mit einem anderen Stil kombiniert werden kann.

Die neuen Beer-Blends werden in den allerwenigsten Fällen direkt so eingebraut, denn es ist wahnsinnig schwierig, sie so zu brauen, dass sie am Schluss so schmecken, wie man sich das erhofft. Die Gefahr, dass das Ganze am Ende nichts wird und der gesamte Batch weggeleert werden muss ist schlicht zu gross. Deshalb greift man zu einem Kniff: Man braut zwei verschiedene Biere und blendet sie erst nach Abschluss des gesamten Brau- und Reifungsprozesses.

Spontane Craft-Bier Blending Session

Ich liess mich von den grossen Beer-Blends inspirieren und führte bei uns in Winterthur eine spontane Blending Session mit dem ganzen Team durch. Der durchaus ernstgemeinte Anlass wurde zu einem Riesen-Spass. Irgendwie verliefen unsere ersten Versuche alle nach dem gleichen Muster… 1. Biere mit Experten-Miene aussuchen, 2. Mit wissenschaftlichem Ernst abmischen, 3. Fachgerecht verkosten, 4. Ins WC schütten und in Gelächter ausbrechen.

Gar nicht mal so einfach, das richtige Mischverhältnis zu treffen. Aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel und nach einigen Fehlversuchen erzielten wir unseren ersten geniessbaren Treffer und jetzt nach vielen, vielen Versuchen und einiger Zeit, können sich unsere Beer-Blends wirklich sehen lassen.

Wir schulen Beer-Blending

Und weil die erste Blendig Session so gut angekommen ist, lassen wir dieses Thema regelmässig in unser internes Schulungsprogramm einfliessen. Letztes Mal hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass man mit dem Honigbier «Odin Trunk» sehr viele Variationen kreieren kann. Okay, das Honey Porter ist vor allem in England schon bekannt, aber eine Honig-Gose war sogar für mich neu. Und sie war nach zwei, drei Mischversuchen sogar richtig lecker. Das Geheimnis: Nur sehr wenig Honigbier nehmen. Auch die Gose selbst eignet sich wunderbar um sie mit fast jedem beliebigen Bierstil zu mischen. Wir machten neben einem Sour IPA zum Beispiel ein Sour Witt, was natürlich extrem erfrischend daherkommt. Letzten Sommer haben die Leute ja endlich die ganzen sauren Biere entdeckt.

Und wirklich, ich kann das gar nicht genug betonen: Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Klar schmeckt nicht immer alles auf Anhieb fein und so manches funktioniert vielleicht gar nicht, aber die Kreationen, die dann wirklich funktionieren, machen so viel Spass, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat.

Mein Tipp für Deine nächste Party heisst deshalb: Beer-Blending! Spass ist garantiert und es lockert die Stimmung.

Black and Tan

Zum Schluss habe ich noch einen Beer-Blend für Fortgeschrittene, oder solche, die es werden wollen… So zu sagen die Königsklasse: Das Black and Tan. Man giesse in ein Pint-Glas zur Hälfte ein klassisches englisches Red Ale. Darauf lässt man jetzt vorsichtig Guinness Draught laufen. Wenn man es richtig macht, sieht das supertoll aus. Unten rot und oben schwarz. Damit es am Schluss dann auch so aussieht, nimmst Du am besten einen Suppenlöffel, hältst ihn so ans Innere des Glases, dass die runde Seite des Löffels nach Oben zeigt und der Löffel die Glaswand berührt. Jetzt ganz sachte das Guinness über die Rundung des Löffels giessen, damit es langsam entlang der Glaswand runterläuft.

Beer-Blending

Und wie schmeckt das Black and Tan? Am besten selbst proBIERen. An dieser Stelle nur so viel: Das Black and Tan ist der Renner in ganz Europa.

Und noch einen… Alle Informationen zu den gängigsten Bierstilen findest Du in unserem Bierstilverzeichnis. Damit ist es «relativ einfach» deine eigenen Beer-Blends zu kreieren.

Cheers auf alle bestehenden und künftigen Beer-Blends dieser Welt.

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