Bier und der Klimawandel

Der Klimawandel und seine Folgen sind ja das grosse Thema im Moment und jede Branche überlegt sich, was man tun kann, um die gegenwärtige Situation zu verbessern. Heute will ich mal ganz kurz einen Blick darauf werfen, was bei den Brauereien und den Bierkonsumenten so alles passiert.

4 Liter Wasser für einen Liter Bier

In meinem Artikel zum Thema Wasser als Hauptbestandteil des Bieres, habe ich erwähnt, dass man den Wasserverbrauch von ursprünglich 25 Liter auf 4 Liter pro Liter Bier reduziert hat. Das klingt zwar immer noch nach viel, ist aber nichts im Vergleich mit anderen Industrien. Für die Produktion eines Kilo Fleisches zum Beispiel, benötigt man sage und schreibe 15‘000 Liter des kostbaren Elements.

Die Bildung von Craft-Beer-Communities

Trotz der drastischen Reduktion des Wasserverbrauches beim Bierbrauen, geben sich einige Brauer damit nicht zufrieden. In meinem Artikel über das Potenzial für Innovationen beim Thema Wasser, habe ich beschrieben, wie

einige bereits Regenwasser bzw. aufbereitetes Abwasser im Brauprozess nutzen. Aber im Bereich Umweltschutz und Innovation läuft noch viel mehr. Ein grosses Thema in der Craft-Beer-Szene war schon immer der lokale Konsum. „Drink local“ ist ein gängiger Slogan. Hinter diesem Satz steht die Idee, dass Brauereien mit den Farmern in der Umgebung zusammenarbeiten und den Anbau von beispielsweise Gerste oder Hopfen abstimmen. Häufig entsteht daraus eine Win-Win-Situation, die eine richtige Craft-Beer-Community oder -Familie entstehen lässt.

Lokale und regionale Biere sind in

Den Trend, hin zu lokalen Produkten, sehen wir auch immer mehr in unseren Läden. Sowohl die Nachfrage, als auch unser Angebot an Schweizer Bieren wird immer grösser. In jeder Filiale führen wir Biere aus der Region und wir beziehen diese meist von den Brauereien selbst oder von lokalen Kleinlieferanten. Oft führen wir Biere von Mikrobrauereien auf einer «In and Out-Basis», was so viel bedeutet wie: «Es hät solangs hät.» Und das, obwohl sie nicht besonders günstig sind und die Kundschaft die Biere oft gar nicht kennt. Man ist offen, etwas Neues zu probieren und unterstützt gerne lokale Kleinunternehmen.

Klimawandel

Bio-Biere setzen sich durch

Ein weiterer, immer grösser werdender Trend sind biologisch erzeugte Biere. Bei Bio-Bieren sind Gentechnik, Kunstdünger oder synthetische Pflanzenschutzmittel strikte verboten. Das klingt jetzt zwar ziemlich einfach, ist es aber gar nicht. Da der Brauer seine Zutaten normalerweise alle bei diversen Grosshändlern einkauft, muss er da schon aufpassen. Grosshändler können bei diesen Kriterien nämlich höchst selten mithalten. Wer das Bio Label trägt, wird überwacht und muss mit unangemeldeten Stichproben rechnen. Einmal im Jahr wird neu beurteilt. Das Ganze ist also sowohl arbeits-, wie auch kostenintensiver, als eine konventionelle Brauweise und trotzdem wird es, wie gesagt, bei Craft-Brauereien immer öfter praktiziert. Zum einen natürlich ist den Brauereien auch nicht entgangen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten immer mehr darauf achten, zum anderen sind sie aber selbst auch ganz direkt vom Klimawandel betroffen.

Der Sommer macht Gerste und Hopfen zu schaffen

Die Sommer werden immer trockener und wenn es regnet, dann lange und zu heftig. Das schadet natürlich der Ernte, was wiederum die Rohstoffe verteuert. Anfang dieses Jahres wurde im renommierten Fachblatt „Nature Plants“ eine Studie veröffentlicht, nach der, bedingt durch den Klimawandel, sich der Preis für Bier längerfristig verdoppeln könnte. Walter König, Experte für Hopfen und Gerste erklärt im „Meininger’s Craft“-Magazin vom April dieses Jahres, dass es immer öfter im Mai trocken ist, was sich fatal auf die Gerstenernte auswirkt. Ein weiteres Problem wäre die Verschiebung der Niederschläge. Wir brauchen hier aber gar nicht zu tief ins Detail zu gehen. Fakt ist, dass die Gerstenernte unregelmässiger wird und tendenziell immer weniger Ertrag liefert. Und beim Hopfen sieht es nicht besser aus. Im Gegenteil, der Hopfen ist noch witterungsanfälliger, als die Gerste. Nun werden bei beiden Pflanzen, besonders bei der Gerste, bereits jetzt schon neue Sorten gezüchtet, die trockenheitsresistenter sein sollen, doch ist das natürlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Biervielfalt ist gefragt

Schlussendlich ist es wie überall: Die Konsumentinnen und Konsumenten bestimmen. Gerade letztens hat unser Chef Stefan Müller die Situation, wie wir sie in unseren Läden wahrnehmen, sehr schön im „BLICK“ erklärt: „Gerade junge Erwachsene probieren gerne neue Biersorten aus und schätzen die grosse Biervielfalt“. Und: „Vergangenes Jahr zählte die Schweiz 1021 Brauereien. Vor zehn Jahren waren es noch deren 246. Der Grossteil davon sind regionale Kleinbrauereien. Diese profitieren von den experimentierfreudigen Jungen. Besonders exklusive Bierstile wie Sour Ale oder Porter sind sehr gefragt.“

Dazu darf man auch noch sagen, dass die Biere dieser Schweizer Kleinbrauereien auch tatsächlich immer besser werden. Probieren lohnt sich. Und wenn eines davon in Bioqualität ist, probiere ich es sowieso, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot.

So und jetzt gönne ich mir wohl einfach wieder mal eine feine Appenzeller Naturperle.

Auf Euch. Prost!

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