Ein Hoch auf das gute, alte Red Ale!

Hach, ich liebe Red bzw. Brown Ales einfach. Und ja, im Prinzip sind Red Ales und Brown Ales ein und dasselbe. Klar, wie der Name schon sagt, sind Brown Ales einen Tick dunkler und dementsprechend auch einen Tick malziger, also röstaromatischer als die Red Ales, wirklich braun sind sie allerdings nicht und die Grenzen sind auch hier, wie so oft, fliessend. Wir nennen den Stil im Laden also, wie die meisten anderen Bierspezialist*innen auch, „Red and Brown Ales“. Ich möchte zur allgemeinen Verständlichkeit noch präzisieren, dass ich in diesem Artikel wirklich von den englischen, beziehungsweise den sich treu an diesem traditionellen englischen Stil orientierenden Ales spreche. Denn die modernen Interpretationen amerikanischer Craft-Brauereien sind etwas kräftiger und oftmals nachgehopft.

Zweierlei Malz für Red and Brown Ales

Im 18. Jahrhundert, als in England die Pale Ales aufkamen, konnten die Red and Brown Ales dieser Welle zwar trotzen, ihre Rezeptur wurde allerdings leicht angepasst. Seither werden sie nämlich ebenfalls mit dem hellen Pale Ale Malz gebraut und erhalten unter Zugabe von dunkleren Spezial-Malzen die rotbraune Färbung sowie den typischen Geschmack. Sie sind mild und leicht, vom Alkoholgehalt meist unter 5% und unterscheiden sich von den Portern dadurch, dass die Röstaromatik wesentlich dezenter auftritt.

So und nun lasset uns den Lobgesang auf diesen wunderbaren Bierstil beginnen.

Traditionelle Bierstile wieder schätzen lernen

Weshalb ich ihn so besonders mag, hat mehrere Gründe. Zum einen habe ich, wie hier ja auch schon angetönt, einen leichten Overkill von diesen ganzen fancy Sachen, die, so lecker sie auch sind, einfach nicht mehr viel mit Bier zu tun haben. Mehr und mehr schätze ich die guten alten und traditionellen Bierstile. Zum anderen fliessen da auch etwas sentimental-nostalgische Gründe mit ein. Ich bin einfach England-Fan. Dieses schöne Land, die Freundlichkeit der Menschen dort… Und schon als Jugendlicher sind wir als Klicke mindestens einmal pro Jahr nach London gefahren. Wir haben uns dort immer mit der neuesten Musik eingedeckt, haben verrückte Klamotten gekauft, und machten zwischendurch immer Pausen in den Pubs. Und dann haben wir natürlich immer entweder Guinness getrunken oder eben diese Red Ales. Hach ja, die Red Ales…

Je kälter ein Bier, desto mehr Feinheiten werden unterdrückt

Ehrlich, es fängt schon bei dieser wunderschönen Farbe an. Das kann von hellem Kupfer, über ein rötliches Bernstein, bis hin zu Mahagoni gehen. Dann haben die Red Ales diesen nur leichten, sehr feinporigen, beigen Schaum, der aber auch relativ schnell wieder verfliegt. Klar gibt es Leute, die sagen, Bier ohne Schaum wäre kein „richtiges“ Bier. Das ist nicht schlimm, das sind halt Lager– und Pils-Trinker und die sagen auch, dass „warmes“ Bier „grusig“ sei. Okay, da gebe ich ihnen sogar recht. Warmes Bier wäre bestimmt nicht lecker, nur ist Raumtemperatur halt nicht warm und dass die Engländer ihr Bier so trinken, hat einen guten Grund: Je kälter man ein Bier macht, desto mehr von den geschmacklichen Feinheiten werden unterdrückt. Das kann man mit einem guten Rotwein vergleichen, den stellt man auch nicht in den Kühlschrank.

Red Ales dürfen in keinem Pub fehlen

Kommen wir zum Geschmack: Obwohl alle Ales obergärig sind, gibt es keine grosse Aromaexplosion, wenn man dran riecht. Die Malzaromatik ist aber schon wahrnehmbar. Noten von Toffee und Trokenfrüchten. Schon im Antrunk macht sich der erfrischende Charakter des Red Ales bemerkbar. Er ist ganz leicht süsslich mit einem nahtlosen Übergang in einen mittelschweren Körper, bei dem eine unterstützende Hopfenbittere mitschwingt. Die wiederum in ein mittellanges, mildes, aber eher trockenes Finale führt. Klingt gut? Ist es auch. So muss ein gutes Bier sein: Erfrischend und süffig einerseits, aber eben doch nicht flach und langweilig, sondern auch aromatisch; etwas zum Geniessen. Das Red Ale ist für mich ein klassisches Pub-Ale. Ein Bier, das man gemütlich in lockerer Runde mit Freunden trinkt. Auch zu Hause schenke ich mir ein Red oder Brown Ale in ein Pint-Glas ein. Wenn ich gerade zur Hand habe, kommen noch die typisch englischen Salt and Vinegar Chips dazu (ernsthaft, von denen nehme ich mir regelmässig ein paar aus unserem Laden mit). Dann schliesse ich kurz die Augen und ich habe das Gefühl, ich sitze wieder mit meinen Kumpels irgendwo in London in einem Pub.

Das Schöne an diesen Bieren ist halt einfach auch, dass sie so vielseitig sind. Natürlich funktionieren sie nicht ausschliesslich in gemütlicher Runde. Ab und an gönne ich mir auch mal eines nach einem strengen Arbeitstag, sozusagen als Feierabendbier.

Ob geschmort oder gegrillt – ein Red Ale passt fast immer

Und die Red Ales sind auch wunderbare Essensbegleiter. Zum Beispiel machen sie sich hervorragend zu Geschmortem oder Gegrilltem. Natürlich zu englischen Pies, eigentlich zu allem Englischen, bestimmt passt das auch super zu Fish and Chips. Aber nun kommt das fast unglaubliche: Ein Red Ale passt auch – und das musst du wirklich mal ausprobieren – gut zu Rahmglace mit Nüssen oder Mandeln und Karamell.

Das Red Ale – Ein wahrer Alleskönner.

Cheers!

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