Wir verdanken dem IPA viel
„Ein Hoch auf das IPA“ steht hier in meinen Notizen, in denen ich Themen-Ideen für den Blog sammle. Es gibt einfach Bierstile, denen man mit gutem Gewissen einen ganzen Artikel widmen kann und sogar soll. Gründe dafür gibt es viele. So habe ich hier schon eine Lanze für das Lagerbier gebrochen. Das Lager würde nun keine Fachperson als aussergewöhnlich beschreiben, aber dennoch finde ich, dass es gerade bei den Bier-Nerds teilweise völlig unterbewertet wird. Der Stil ist wichtig, am schwierigsten zu brauen und es gibt wirklich sehr gute Lagerbiere. Weiter habe ich die Gose hochleben lassen. Dieser Bierstil war bis vor ein paar Jahren so gut wie ausgestorben. Kein Mensch hierzulande kannte diese wunderbare Art, ein Bier zu brauen. Dieser Bierstil wurde von der Craftbier-Szene wiederentdeckt und durch ihre modernen Interpretationen zu neuem Leben erweckt, was wiederum den ein, zwei traditionellen Gose-Kleinbrauereien zu neuem Schwung verhalf.
Das IPA trinke ich gerne, vor allem jetzt im Sommer, als Erfrischung. Allerdings würde ich nicht sagen, dass es zu meinen absoluten Bierstil-Favoriten gehört. Trotzdem fand ich, als ich mir diese Notiz machte, dass dieses Bier eine Huldigung verdient. Einfach weil es so wichtig war, weil es zur Biervielfalt wie wir sie heute kennen wesentlich beigetragen hat. Man darf sogar ruhig soweit gehen und sagen, dass wir ohne dem Erfolg des IPA heute hierzulande keine Gose hätten.
Das IPA wird zum Aushängeschild der Craft-Bier Bewegung
Wie kommt‘s? Die Craftbier Szene erwuchs in den USA aus dem Frust darüber, dass praktisch nur noch geschmacklose Einheitsgebräue auf dem Markt waren. In Europa sah das ganze etwas weniger schlimm aus, in England, Deutschland oder Belgien gab es schon gutes Bier und auch eine gar nicht mal so kleine Vielfalt an Bierstilen. Daran haben sich die Heim- und Kleinbrauer orientiert. Das Pale Ale und das India Pale Ale aus England boten sich für Neuinterpretationen an und schlugen auch relativ schnell recht gut ein. Natürlich wurden auch andere englische Stile, wie Porter oder Stout gebraut und auch deutsche oder belgische. Es ging ja auch um die Biervielfalt im Allgemeinen, aber der Aufstieg des IPA zum Aushängeschild einer ganzen Bewegung war bald einmal nicht mehr zu stoppen.
Vom Pale Ale zum India Pale Ale
Das India Pale Ale ist einfach ein geniales Bier. Zu Kolonialzeiten verschifften die Engländer ihr traditionelles Pale Ale auf dem langen Seeweg nach Indien. Zu dieser Zeit war die Kühltruhe noch nicht erfunden und so machten sie es länger haltbar, indem sie es stärker einbrauten und mit wesentlich mehr Hopfen versetzten. Einmal in Indien angekommen, musste man es nur wieder mit Wasser verdünnen und schon hatte man wieder ein richtiges Pale Ale. – Soweit die Theorie – Dass jemand auf die Idee kam, dieses Gebräu auch mal so direkt zu probieren, war ja klar. Und natürlich wurde das auch sofort für lecker befunden und es wurde wohl recht schnell einfach nur noch direkt so getrunken. Das India Pale Ale war damit erfunden!
Kostnotizen für ein IPA
So, nun bin ich aber wieder mal etwas abgedriftet. Warum genau ist das IPA denn nun so genial? Nun, bei diesem Bier stimmt einfach alles. Es ist nicht zu ausgefallen und einfach etwas geschmacksintensiver als ein Lager. Hier die typische Charakteristik eines IPA:
Farbe: Leuchtendes Gold bis dunkles Orange mit cremigem Schaum – Das Bier sieht einfach schon schön aus.
Nase: Fruchtig (Ananas, Grapefruit, Litschi), was geradezu einlädt, den ersten Schluck zu nehmen.
Im Mund: Die Aromen des Duftes setzen sich hier nahtlos fort, dazu gesellt sich eine frische, angenehme Hopfenbittere im Körper sowie, bei einem richtig guten IPA, eine schöne Malznote im Hintergrund. (Die Brewdog-Gründer James Watt und Martin Dickie schreiben in ihrem Buch „Craft Beer for the People“, dass man beim Brauen eines IPAs unbedingt im selben Verhältnis, in dem man den Hopfenanteil erhöht auch den Malzanteil erhöhen soll. Das scheinen mir einige andere Brauereien nicht so zu handhaben.)
Durch seine 5,5 – 7,5% Alkoholvolumen hat es einen schön kräftigen, aber nicht allzu wuchtigen Körper. Es funktioniert also sowohl als Erfrischung wie auch als Genussbier.
IPA passt zu vielen Speisen
Und dann passt es halt einfach auch ganz gut zum Essen. Speziell zu etwas schärferen Speisen, wie indischem Curry, aber auch zu leichten Salaten z.B. mit Preiselbeeren oder Rauchlachsstreifen. Oder einfach mal zu Zartbitterschokolade (die mit Bitterorangen-Stückchen drin zum Beispiel). Du siehst, das IPA ist einfach ein wirklich guter Allrounder und deswegen so beliebt. Und dies auch mit vollem Recht. Sylvia Kopp, Biersommelière und Gründerin der „Berlin Beer Academy“ nennt es in ihrem Craft-Bier-Buch – Zitat: „Der Rock Star der Szene“.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Nach so viel Theorie ist es nun Zeit für mich für etwas Praxis.
Mal schauen, was für ein schönes IPA noch im Kühlschrank auf mich wartet.
Cheers!