Plastikkugeln im Bier – Was soll das?

Wer schon einmal ein Guinness oder Murphys aus der Dose getrunken hat, der oder die hat sich bestimmt schon gewundert. Irgendwie merkt man, dass da etwas drin ist, das da eigentlich nicht reingehört. Ganz Neugierige schlitzen dann die Dose auf und wundern sich noch mehr. Hä? Eine Plastik-Kugel?! Warum das denn? Diese Menschen googeln dann wahrscheinlich danach. Allen anderen möchte ich an dieser Stelle erklären, was es damit auf sich hat. Denn das Floating Widget, so der offizielle Begriff dafür, ist eine geniale Erfindung…

Der Nitro Ball macht den Schaum weich

Zugegeben, weder klingt „dahintreibendes Ding“ besonders wissenschaftlich, noch lässt es irgendwelche Herleitungen betreffend seiner Funktion zu. Ein weiterer gängiger Begriff für das Teil lautet „Nitro Ball“. Viel schlüssiger ist dies allerdings auch nicht. Wofür soll den Nitro stehen? Nitroglyzerin, oder was? Quatsch. Nitro steht für Nitrogen, also Stickstoff. In England, Schottland, Wales, Nordirland und eben auch Irland, wird Bier nicht wie bei uns mit Kohlensäure, sondern mit Stickstoff gezapft, was ihm einen sehr weichen Schaum verleiht. Man kennt das aus dem Pub. Und genau dieses „Frisch-Gezapft-Feeling“ imitiert diese Kugel ganz wunderbar.

So funktioniert der Nitro Ball

Die ca. 3cm grosse Kugel ist mit zwei kleinen Löchern versehen. Durch das grössere Loch wird im Herstellungsprozess unter hohem Druck Stickstoff eingefüllt, dann versiegelt und in die Dose gegeben. Und nun kommt der Trick: Die Dose selbst wird im Abfüllungsprozess ebenfalls mit einem kleinen Überdruck gegenüber der normalen Atmosphäre versehen. So stellt nun das kleinere Loch im Widget eine Sollbruchstelle dar, die so lange dichthält, wie die Dose geschlossen ist und etwas mehr Druck als die normale Atmosphäre hat. Erst durch das Öffnen fällt der Druck in der Dose, die Sollbruchstelle öffnet sich und der Stickstoff strömt nun innert weniger Sekunden aus dem kleinen Loch der Kugel, die sich nun durch die Dose bewegt. Dadurch wird viel richtig schön cremiger Schaum produziert. – Genial.

Man trifft den Nitro Ball eher selten an

Nun sollte das Bier allerdings direkt in ein Glas, idealerweise natürlich in ein Pint gegossen werden. Es lässt sich die weitere Schaumbildung schön beobachten, genau wie bei einem frisch gezapften Bier eben. Ein „Widget-Bier“, sage ich jetzt einfach mal, ist wirklich viel zu schade, um direkt aus der Dose getrunken zu werden. Nach dem Eingiessen ins Glas ist es wirklich nicht mehr von einem frisch gezapften zu unterscheiden. Hierzulande findet man dieses Teil selten. Ausser in Guinness findet man es im Boddinggton’s, wo erhältlich. Auch in der Kilkenny-Dose, im Welschland und ab und an mal noch in einem französischen Produkt findet man den Nitro Ball.

Eine neue Variante des Nitro Ball

Nicht schlecht gestaunt habe ich deshalb, als wir letztens mal eine 33cl-Dose der amerikanischen Brauerei „Southern Tier“ bekamen. Das Teil nannte sich „Nitro Thick Mint Imperial Stout“ Das machte mich sofort neugierig. Zum einen ist natürlich Pfefferminze in einem Stout, das von Natur aus schon Schokoladen-Aromen mitbringt, eine sensationelle Kombi, auf die leider so fast gar keine Brauerei kommt, mich persönlich aber komplett abholt und zum Anderen liess mich das „Nitro“ aufhorchen, denn erfahrungsgemäss tragen das nur Biere im Namen, die eben auch einen solchen Nitro-Ball in der Dose mitführen, wie zum Beispiel von Guinness, das „Nitro Cold Brew Coffee“ was eh eines meiner derzeitigen Favoriten darstellt. – Anyway, natürlich wurde das direkt mein Feierabendbier und was soll ich sagen – Es war verdammt lecker. Schmeckte irgendwie wie „After Eight“ in einem Glas. Aber nachdem die Dose leer war, hörte und fühlte man so gar nichts von einer Nitro-Kugel. Aber wie zum Kuckuck wird dieses Bier so schön cremig? Aus purer Neugierde schlitzte ich die Dose auf und siehe da, da kam so was ähnliches wie diese Kugel zum Vorschein, und zwar direkt an den Boden montiert. Noch nie gesehen sowas. Es gibt also verschiedene Abwandlungen – Interessant.

Guinness mit Pfefferminze aus dem Garten

So, und da ich gerade so gut drauf bin, gibt es noch eine kleine Anekdote gratis obendrauf: Es begab sich einmal vor langer, langer Zeit, dass ich Nachmittags Lust hatte auf einen frischen Pfefferminz-Tee. Ich holte ein paar Zweige aus dem Garten und legte sie in einen Krug mit heissem Wasser ein, liess sie ziehen und fertig. Das ist superlecker und nachdem es abgekühlt ist auch richtig erfrischend übrigens. Abends hatte ich Lust auf ein Guinness und hockte mich mit meinem Pint draussen auf die Bank. Den halbvollen Krug vor Augen, habe ich mir direkt vorgestellt, dass das noch gut zum Bier passen würde und hab’s direkt einmal ausprobiert. Natürlich war es gut. Da ich den Grad des Pfefferminz-Anteiles im Bier selbst bestimmen konnte, sogar noch einen Ticken besser als das oben beschriebene Nitro Stout.

Und da es gerade so schön passt und ich hier gerade noch so schön Platz habe, möchte ich noch ganz kurz auf diesen Beitrag verweisen, in dem es ausschliesslich ums Bierblenden geht. Ich bin nämlich ein stolzer Verfechter davon und der Meinung, dass man das generell viel mehr machen sollte. Wirklich.

Und wie so oft, habe ich mich jetzt selbst angefixt. Darum steige ich nun in meinen Bierkeller runter und schaue mal, was sich dort alles so Blendbares findet. Lust hätte ich ja auf ein Imperial Black IPA oder sowas. Mal schauen…

Cheers!

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