Brewdog vs. Schorschbräu – Der „Krieg“ um das stärkste Bier der Welt

Die Schotten von „Brewdog“ werden wahrscheinlich die meisten kennen. Immerhin tun James Watts und Martin Dickie alles dafür, um in der Szene aufzufallen. Sie geben kein Geld für konventionelles Marketing aus, sondern setzen dafür lieber auf spektakuläre Aktionen, wie das Sprengen industrieller Lagerbiere von Grossbrauereien, mit einem Panzer durch die Strassen zu fahren, aus einem Helikopter Gutscheine regnen zu lassen, ein Bier auf dem Meeresgrund zu brauen oder ein Bier in ausgestopfte Eichhörnchen zu verpacken. Mit dieser Strategie und der Idee, Anteilscheine an ihre Fans zu verkaufen, sind sie innert knapp 13 Jahren von einer Garagenbrauerei zu einem beeindruckenden, multinationalen Konzern mit 5 Brauereien und über 80 Bars angewachsen.

Spezialisiert auf STARKES Starkbier

Georg „Schorsch“ Tscheuschner von Schorschbräu ist da wesentlich unauffälliger. Wachstum ist für ihn kein Thema. Mit seiner kleinen Biermanufaktur hat er sich auf richtig starke Starkbiere spezialisiert und bedient damit lediglich eine kleine Nische des Biermarktes. Angefangen hat er allerdings auch mit „normalen“ Bieren. Irgendwann braute er ein Bock mit 13% Alkoholgehalt und danach fing er an, mit dem Eisbock-Verfahren zu experimentieren, um die einzelnen Möglichkeiten auszuloten. „Eistruhe besorgt, eingefroren, nochmal eingefroren, nochmal und nochmal – und mit 31% den Rekord geknackt.“ Erzählt er in einer Ausgabe des „Craft Beer“ Magazins. Aber hinter dem, was hier so einfach klingt, steckt in Wahrheit natürlich eine ganze Menge Aufwand. Dem Bier werden durch das Einfrieren wasserhaltige Kristalle entzogen und übrig bleibt eine hochprozentige Essenz. Jede Wiederholung des Vorgangs muss mit tieferen Temperaturen stattfinden und der Verlust an Flüssigkeit ist natürlich gewaltig.

Knapp geschafft – der Rekord ist gebrochen

Dieser Rekord sprach sich 2009 in der Craftbier-Szene natürlich schnell herum und für Brewdog war es damit klar, dass man diesen Rekord brechen musste. Wie alle ihre Aktionen filmten sie auch diese (das Video ist wirklich lustig) und natürlich schafften sie es, wenn auch knapp. Ihr „Tactical nuclear Penguin“ kam gerade auf 32% ABV.

Stark, stärker und noch eins drauf

Das konnte Schorsch natürlich nicht auf sich sitzen lassen. 2010 setzte er mit seinem „Schorschbock 40%“ ein Zeichen. Doch auch dieser Rekord wurde von den Schotten wieder übertrumpft, die nun die Kriegsrhetorik auspackten. „Sink the Bismarck“ tauften sie ihr 41 prozentiges IPA, nach dem deutschen Kriegsschiff, das damals vor ihrer Küste abgeschossen wurde und unterging. Man kann sich vorstellen, dass der gute Schorsch sich dadurch wahrscheinlich erst recht angestachelt fühlte, das Ganze nochmals zu toppen und tatsächlich: Sein nächster „Schorschbock“ schaffte es auf 43 Prozent.

End of History… nicht so schnell.

Ab jetzt ging das Ganze langsam in einen Bereich, der ans Absurde grenzt. Vor allem, wenn man in so grossen Tanks wie Brewdog braut und das fertige Bier auch noch verkaufen will, ohne dabei grosse Verluste einzufahren. Ich habe noch je eine Flasche des Pinguins und der Bismarck im Keller stehen, es sind meine letzten und sie werden in dieser Form wohl auch nie mehr gebraut werden. Vor einigen Jahren brachten sie nochmals einen Batch des Pinguins heraus und diesmal kamen sie auf die glorreiche Idee, das Teil in kleine 1 dl-Flaschen zu füllen, damit es mehr Flaschen gibt und, dass der Preis noch einigermassen vernünftig bleibt. Für meine 3dl-Flaschen bezahlte ich, wenn ich mich richtig erinnere, doch gegen 50, bzw. 70 Franken das Stück.

Nun gut. Brewdog konterte jedenfalls wieder und nannten das Werk „End of History“, denn sie waren überzeugt, dass noch mehr definitiv nicht geht.  Es kamen aus dem ganzen Sud so wenige Flaschen raus, dass sie diese an ihre Bars verteilten, eines einem Biermuseum schenkten und ein paar Flaschen im Netz für einen guten Zweck versteigerten. Beim „End of History“ handelt es sich übrigens um das eingangs erwähnte Eichhörnchen-Bier.

Das stärkste Bier der Welt seit acht Jahren

Schorschbräu hatte daran lange zu knabbern, aber nach vielen Versuchen schaffte er es dennoch, 2011 den Rekord erneut zu knacken. Das „Schorschbräu 57%“ gilt bis heute, offiziell anerkannt, als stärkstes Bier der Welt. Es kostet pro 3dl-Flasche 199 Euros.

Mogelpackungen gelten nicht

Auch wenn es andere Biere gibt, die dasselbe behaupten. Das „Snake Venom“ aus Schottland zum Beispiel mit 67%, oder das „Mystery Beer“ aus Belgien mit satten 70%, kann man nicht ernst nehmen, denn die haben geschummelt und ihre Biere aufgesprittet.

Für mich ist so etwas allerdings genauso wenig Bier wie Salitos oder Desperados. (und wahrscheinlich auch ähnlich fein.  ; ) )

Hut ab und ein grosses Prost auf aufwändig, handwerklich gebrautes Bier!

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