Sobald die Temperaturen wieder etwas fallen, steigt bei mir die Lust auf stärkere Biere. Natürlich – mir haben es generell Biere mit einem etwas kräftigeren Körper angetan. Aber zum Herbst gehören die Böcke einfach dazu, wie Senf zu – St.Galler Bratwurst, hätte ich fast gesagt, aber ich möchte es mir mit den St. Gallern ja nicht verscherzen, darum sage ich jetzt Vegi-Wurst. Die wird immer beliebter und ist auch superlecker, aber genug des Off Topics, back to the Bock:
Ursprünglich ist der «Bock» aus dem niedersächsischen Einbeck
Eigentlich ist der Bock traditionell ein ur-bayrisches Produkt, (auch wenn es ursprünglich gar nicht aus Bayern stammt, sondern aus dem niedersächsischen Einbeck – Einen eigenen Blogbeitrag zum Thema gibt es hier.) aber inzwischen findet man, wenn man nur lange genug sucht, auch modernere Interpretationen von hopfengestopft bis fassgelagert. So oder so, ein gut gebrauter Bock im Herbst macht einfach Laune.
Ein «Bock» kann sogar Spirituosen übertreffen
Unterdessen gibt es helle, amberfarbene und sogar dunkle Böcke und auch die Volumenprozente können stark variieren. Mit dem Eisbock-Verfahren kommt man dabei auch schon locker auf über 15%. Es gibt sogar Eisböcke, die vom Alkoholgehalt gar gängige Spirituosen übertreffen. Das ist gut, wenn man auf so etwas Lust hat, viel mit Bier zu tun hat das allerdings nicht mehr. Ein klassischer Bock ist, der Weizenbock mal ausgenommen, untergärig und weist einen Stammwürzegehalt von mindestens 16 Prozent auf, womit er also auf mindestens 6 bis 7 Prozent Alkohol kommt. Das ist durchaus angenehm, weil dieser Gehalt dem Bier zu seinem schönen, kräftigen Körper verhilft, die malzigen Noten darin unterstreicht und mit einem Hauch Süsse versieht. Denn um einen solchen Stammwürzegehalt zu erzielen, sind ca. 23 Kilogramm Malz pro Hektoliter von Nöten. Zum anderen ist dieser Alkoholgehalt doch zu wenig, um den Alkoholgeschmack mit ins Bier zu bringen.
Tradition bereits ab dem 15. Jahrhundert
Bereits im 15. Jahrhundert wurde von den Mönchen in den Klöstern Starkbier für die Fastenzeit gebraut. Flüssige Nahrung war ja immerhin erlaubt und starke Biere galten als besonders nahrhaft. Heute bekommt man natürlich Bockbiere das ganze Jahr. Nach der traditionellen Starkbierzeit folgen im Frühjahr noch die hellen und meist hopfenbetonten Mai-Böcke und ja, sogar Sommer-Böcke, die doch einen etwas schlankeren Körper als herkömmliche Variationen aufweisen, sind schon auf dem Markt. Zudem kommen bei modernen Interpretationen auch immer häufiger Aromahopfen zum Einsatz, die das Bier auch etwas frischer und sommerlicher erscheinen lassen. Aber für mich persönlich ist der Herbst die klassische Bockbier-Zeit. Beim Bockbier mag ich es traditionell: Kräftig und malzbetont. Sehr gerne mag ich auch dunkle Böcke und sehr gerne gönne ich mir zwischendurch mal einen Weizenbock oder auch einen Eisbock. Oder – und das ist dann praktisch des Bockes Perfektion: einen Weizen-Eisbock. Aber auch ein Doppelbock ist extrem lecker. Nicht nur einfach noch stärker und noch kräftiger als ein „normaler Bock“, er weist auch eine grössere Komplexität auf und ist ein absolutes Genuss- und Degustationsbier. Bei dieser Version handelt es sich allerdings nicht um eine moderne Interpretation, sondern um einen ebenfalls traditionellen Bierstil, der sich bis ins Jahr 1737 zu dem Paulaner-Orden zurückverfolgen lässt. Heute sind alle Doppelböcke an der Endung –ator zu erkennen.
Alle Bockbiere sind lange lagerfähig
Und jetzt noch ein Insider-Tipp: Bockbiere sind wie dafür gemacht, um sie einfach mal ein paar Jährchen im Bierkeller zu „vergessen“. Nur ein Beispiel: Beim Weizenbock „Schneider Aventinus“, eines meiner Lieblingsbiere, nicht nur von den Böcken, sondern ganz generell, verhält es sich wie folgt: Die würzigen und phenolischen Noten nehmen kontinuierlich ab. Ebenso der typische Weizengeschmack. Die Süsse geht in den ersten Jahren ebenfalls etwas zurück. Dafür bilden sich die fruchtigen Ester immer deutlicher aus. Nach drei Jahren nimmt die Süsse wieder zu und wie aus dem Nichts erscheinen wunderbare Sherry-Noten. Nach fünf Jahren hat die Süsse ihren Peak erreicht und auch die fruchtigen Ester nehmen wieder ab. Die Sherry-Noten steigen weiterhin und kontinuierlich an, sodass sie nach zehn Jahren schon am deutlichsten wahrzunehmen sind. Ein 10jähriger Weizenbock ist also ein komplett anderes Bier als ein frischer, der allerdings auch schon Weltklasse ist.
Also das Geschmacksprofil eines frischen Bockbieres in Kürze zusammengefasst:
Nase: Dörrfrüchte, Banane, Schokolade, Anflüge von Aromahopfen
Antrunk: Süss, gefolgt von einem intensiven Malzkörper, der schön mit der leichten Hopfenbittere harmoniert.
Abgang: Wärmend, harmonisch und langanhaltend.
Kulinarik: Passt überraschend gut zu diversen Süssspeisen, wie zum Beispiel Crème Brûlée. Geht aber natürlich ganz wunderbar einfach so zum Geniessen.
Und hier nun meine Tipps: Andechser Bergbock hell, Doppelhirsch Doppelbock, Andechser Doppelbock dunkel, Schneider Aventinus Weizenbock, Schneider Aventinus Weizen-Eisbock und auch ganz interessant die diversen Eisbocksorten von Störtebeker.
Einfach mal durchprobieren.
Viel Spass und Prost!