Nachdem ich im letzten Beitrag erwähnt habe, dass ich Red and Brown Ales immer aus dem Pint-Glas trinke, möchte ich hier nun etwas ausführlicher darauf eingehen, welche Biere ich sonst noch in einem speziellen Glas trinke und warum. Denn es macht tatsächlich im Geschmack einen Unterschied, aus welchem Glas man ein Bier trinkt. Dazu später mehr.
Glas Branding: Auf jedem Glas die richtige Brauerei
Früher waren gebrandete Gläser ein grosser Trend. Man trank seine Lieblingsbiere aus dem dafür angeschriebenen Glas. In Belgien, ein Land mit wahnsinnig grosser Bierkultur, ist das heute noch so. Da bekommt man das Chimay im Chimay-Glas, Das Leffe im Leffe, das Duvel im Duvel, das Corsendonk im Corsendonk und so weiter und so fort. Das ist sogar in Bierbars so, die über 500 Biere anbieten. Jedes Bier, zu dem es ein Glas gibt, wird auch in ebendiesem serviert. Da hat diese Bar dann auch schon mal einen eigenen Raum alleine für all diese Gläser. Bei uns ist man etwas davon abgekommen und auch ich habe mich von praktisch allen belgischen Gläsern getrennt. Die beiden Westvleteren, die ich hatte, habe ich noch behalten, einfach weil sie so schön und so selten sind, aber ansonsten habe ich lieber neutrale Gläser, die gut mit dem jeweiligen Bierstil harmonieren.
Ein paar spezielle Gläser gehören ins Regal
Wenn Du unser Bierstilbüchlein schon mal etwas genauer angeschaut hast, wird Dir aufgefallen sein, dass nicht nur die Geschichte und die Charakteristik der Stile erklärt wird, sondern auch zu welchen Gerichten sie besonders passen, welches die optimale Trinktemperatur ist und eben: Welches, das richtige Glas ist. Da gibt es die Stange, den Willibecher, die Tulpe, das Teku-Glas, den Humpen, das Mass, der Steinkrug, das Pint, das Weizenbier-Glas, das IPA-Glas, den Snifter bzw. den Lüttich-Schwenker, den Pokal, den Burgunder-Kelch und, und, und… Ich kenne Nerds, die tatsächlich für jeden Bierstil das entsprechende Glas zu Hause haben, meiner Meinung nach ist das allerdings nicht nötig. Auf ein paar spezielle Gläser solltest Du aber dennoch nicht verzichten:
Das erste Universal-Glas
Das erste, auf das ich persönlich nicht verzichten kann, ist der Snifter bzw. der Lüttich-Schwenker. Die Formen weichen je nach Hersteller leicht ab, das Prinzip ist jedoch dasselbe. Sie sind kleiner als die Tulpe und grösser als ein Cognac-Glas, allerdings sind sie von der Form her quasi identisch. Sie sind dafür gemacht, genau wie beim Cognac-Glas, den Inhalt zu schwenken, um so die Aromen zu entfalten, bzw. zu neuem Leben zu erwecken. Das kann man natürlich speziell gut bei schwereren, opulenteren Bieren brauchen, aber man kann das eigentlich bei jedem Bier gerne machen. In diesem Glas bekommt man in den allermeisten Bier-Bars sein edles Gebräu serviert und auch bei mir zu Hause ist es das, was meine Abwaschmaschine am häufigsten zu sehen bekommt.
Das zweite Universal-Glas
Das zweite Glas, das ich habe und auch am zweithäufigsten benutzt wird, ist das Teku-Glas. Auch dieses gibt es in leicht unterschiedlichen Grössen und Ausführungen. Es ist langstieliger als der Lüttich-Schwenker und sieht somit edler aus. Dementsprechend fülle ich zu Hause auch eher edlere Biere ein. Sowohl der lange Stil als auch die leicht andere Formgebung des oberen Teiles, haben den Vorteil, dass sich dadurch die Farbe des Bieres besser analysieren lässt. Deshalb wird dieses Glas auch an allen Biersommelier-Meisterschaften verwendet. Auch dieses Glas eignet sich, wie der Lüttich-Schwenker, perfekt für jeden Bierstil. Dennoch möchte ich dir noch 3 weitere Gläser ans Herz legen.
Die spezifischen Gläser, die man haben sollte
Zum einen das bereits erwähnte Pint. Das hat primär, ach was sage ich, ausschliesslich Stil-Gründe. Du kannst natürlich ein Guinness auch aus dem Teku oder ein Hobgoblin aus dem Lüttich-Schwenker trinken. Geschmacklich wird das wohl keinen allzu grossen Unterschied machen, stilistisch allerdings schon. Englische, schottische, walisische und irische Biere gehören einfach in ein Pint, fertig.
Eine Faustregel besagt, dass man Biere mit einem schlanken Körper auch aus einem schlanken Glas trinkt, (so gibt es für Kölsch eigene, besonders schlanke Gläser) und wuchtige, volle Biere aus einem grossen, bauchigen Glas. Deshalb benutze ich für Imperial Stouts und Barley Wines sehr gerne auch das Burgunder-Glas. Ein Rotweinglas – genau. Und dann schön bis zur grössten Ausdehnung einschenken, damit es schön atmen kann… Perfekt.
Und zu guter Letzt kommt noch das IPA-Glas. So gewöhnungsbedürftig es auch aussieht, so funktionell ist es. Entwickelt wurde es von Spiegelau zusammen mit den Braumeistern von Sierra Nevada und Dogfishhead. Das Glas um den hohlen Stiel ist dickwandig, damit das Bier nicht erwärmt wird in der Hand und ist geriffelt, damit die Aromen beim kippen nochmals durchmischt werden. Oben am Mund ist es sehr dünnwandig für das perfekte Trinkgefühl.
So, das wär’s. Jetzt bleibt Dir nur noch, den Test zu machen. Dasselbe Bier einmal aus einem normalen Bierglas und einmal aus dem speziellen, für den entsprechenden Bierstil. Welches schmeckt besser?
Prost!