Kleine Bierstil-Kunde (Teil 1)

Nun gibt es diesen Blog doch schon so ein Weilchen und doch ist mir erst letztens aufgefallen, dass ich hier immer über diverse Bierstile berichte, diese aber nur kurz erkläre – nie so richtig ausführlich. In unserem Bierstil-Büchlein haben wir ebenfalls alle Stile erklärt, aber auch nur kurz und knackig. Deshalb habe ich mich zu einer neuen, losen Serie entschieden. Sie folgt keinem Schema oder Logik und deshalb beginnt sie mit drei superleckeren belgischen Bierstilen, die einfach perfekt in den Winter passen. Los geht’s:

 

Das Dubbel

Die meisten Biere waren bis zur Einführung heller Malzsorten braun. Auch in Belgien. Die Bezeichnungen Dubbel oder Tripel stammen daher, dass belgische Brauer ihre Fässer mit „xx“ oder „xxx“ kennzeichneten, je nach Alkoholgehalt des Inhaltes. Dass sich daraus definierte Bierstile entwickelten, ist den Pionieren aus der Trappistenbrauerei Westmalle zu verdanken. Diese lancierte 1926 das „Dubbel Bruin“, ein rotbraunes Obergäriges, das mit dunklem Zuckersirup hergestellt wird. Diesem Zuckersirup verdankt es Aromen von gebranntem Zucker und Trockenfrüchten sowie seine dunkle Farbe. Alle Dubbels sind obergärig, malzbetont und mit einem trockenen Finish. Dank Flaschengärung moussieren sie angenehm. Einige Versionen sind filtriert und verzichten auf Flaschengärung.

 

Degustationsnotizen:

Kastanien- bis Schokoladenbraun kommen sie daher, mit einer leichten Trübung und beigem Schaum.

Die Nase ist malzaromatisch mit Anklängen von Toffee, Trockenfrüchten, Kakao und Toast. Aber auch fruchtige Hefenoten, bisweilen erdig oder phenolisch. Der Antrunk ist süsslich. Es folgt ein gut getrimmter malzaromatischer Körper, harmonisch begleitet von Hefe- und Hopfennoten, eine dezente Bitterkeit, ein moussierendes Mundgefühl und dann ein trockenes, elegant bitteres Finish.

 

Kulinarik:

Dubbel schmeckt zu Wildgerichten, gebackenem und gebratenem Fisch, einer leckeren Wildpilzpfanne oder einer herzhaften Gemüse-Lasagne.

Hefearomatisch

Herkunft: Provinz Antwerpen, Belgien

Charakter: Intensiv-harmonisch

Alkoholgehalt: 6 – 8% vol. / obergärig

Trinktemperatur: 9 – 12 °C

Glas: Pokal oder Burgunderglas

Beispiele: Chimay Rouge, Corsendonk Pater Brune, Trappistes Rochefort 10

 

Das Tripel

Geprägt hat diesen Stil die Trappistenbrauerei Westmalle im Jahr 1934. Der Wunsch nach hellen Bieren war damals stark. Nach dem erfrischenden Spéciale und dem spritzigen Duvel (Golden Strong Ale) gab es damit die dritte helle Ale-Sensation in Belgien: Das Malz offeriert eine erfrischende Süsse, die der Entfachung von Hefe- und Hopfenaromen freie Bahn bietet.

Tripel unterlaufen nach der Hauptgärung eine zweite, langsame Gärung bei acht bis zehn Grad Celsius und werden dann filtriert. Aufgekräust, also mit frischer Hefe versetzt, durchleben sie daraufhin eine dreiwöchige Flaschengärung bei wärmeren Temperaturen. Trotz Komplexität integriert dieser Bierstil Hopfen und Hefe ebenso harmonisch wie spannend: Hefe führt in den Haupttrunk, Hopfen in ein klares, bitteraromatisches Finale.

 

Degustationsnotizen:

Golden bis orange fliesst es ins Glas, mit einem leichten Trübungsschleier, und macht eine cremefarbene Schaumschicht. Tripel duften fruchtig nach Banane oder Birne sowie mostartig mit erdigen Tönen. Zitrusnoten oder Kräuteriges kommen vom Hopfen hinzu. Der Antrunk ist frisch und moussierend mit intensiver Hefe- und Hopfenaromatik. Im Körper zeigt sich eine klare Bitterkeit, die lange nachklingt. 

 

Kulinarik:

Tripel schmeckt zu gut gewürzten Würsten wie etwa Fenchelsalami oder zu kellergereiftem Bauernkäse und besonders auch zu nussigen Soufflés.

Hefearomatisch

Herkunft: Provinz Antwerpen, Belgien

Charakter: intensiv-harmonisch

Alkoholgehalt: 7.5 – 10 % vol. / obergärig

Trinktemperatur: 10 – 13 °C

Glas: Pokal oder Burgunderglas

Beispiele: Westmalle Tripel, Chimay Tripel, Leffe Tripel, Karmeliet Tripel

 

Das Quadrupel

Das Quadrupel ist in erster Linie eine Herkunftsbezeichnung von schweren, dunklen, obergärigen belgischen Bieren, die von Klöstern und Trappisten gebraut werden. Es sind auch die Trappisten, die als Avantgardisten des Quadrupel Bieres zu nennen sind. Hervorzuheben ist das unter den wenigen weltweit bestehenden Trappistenklöstern das Kloster Onze Lieve Vrouw van Koningshoeven in Berkel-Enschot (Niederlande), das unter der Biermarke La Trappe nach den Dubels und Tripels das Quadrupel erfunden hat. Groß-Industrielle Fertigungen sind bei dieser Biersorte eher weniger verbreitet, so dass es sich hierbei überwiegend um Craft Beer Erzeugnisse im ursprünglichen Sinne handelt. Derweil Tripels immer hell sind, sind Quadrupels wie Dubbels immer dunkel. Sie sind noch malziger und stärker eingebraut, können locker über 10% Alkoholvolumen erreichen, und erinnern deshalb schon mal an einen Barley Wine.

 

Degustationsnotizen:

Die Farbe geht ins rötlich-braune, ähnlich wie bei einem Irish Ale und der Schaum ist feinporig und verleiht ihm ein cremiges Mundgefühl. Der Geschmack ist überaus harmonisch, die Bittere aufgrund des hohen Alkoholgehalts mit den fruchtigen Aromen grundsätzlich gut ausbalanciert. Noten von Pflaumen, Feigen und Grapefruit setzen sich zu einem komplexen Aromaprofil zusammen, das aufgrund der Fruchteigenschaften auch als etwas schwerer beschrieben werden kann. Noten von süßlichem Malz sind am Gaumen wahrnehmbar.

 

Kulinarik:

Quadrupel passt wunderbar zu gebratener Ente, zu Wild generell, zu altem Gouda oder auch Stilton, Avocado Salat mit Himbeeren und zu allerlei crèmigen Desserts.

 

Hefearomatisch / Malzbetont

Herkunft: Holland

Charakter: intensiv-harmonisch

Alkoholgehalt: 8 – 12% vol. / obergärig

Trinktemperatur: 14 – 16 °C

Glas: Trapistenglas oder Pokal

Beispiele: La Trappe, Straffe Hendrik

 

So, wenn ich Dich jetzt nicht „gluschtig“ gemacht habe, dann würde mich das sehr wundern. Ich jedenfalls werde jetzt in meinen Bierkeller runter steigen und… den Rest kannst Du sicher erahnen.

Prost!

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