Der Herbst im Allgemeinen und der Oktober im Speziellen, das ist Märzen-Zeit. Aber warum? Was hat es mit der Geschichte des Märzen auf sich? Und was genau ist das eigentlich für ein Bierstil, dieses Märzen? Fragen, die man nie lieber beantwortet als im Oktober. ?
Ganz zuerst…
Ja, das Märzen hat seinen Namen tatsächlich vom Wonnemonat März, der früher eben noch Märzen hiess. Wir kennen das zum Beispiel noch von dem Lied „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“ Nein? Egal. Also, wenn ein Bierstil, der März heisst, am liebsten im Oktober getrunken wird, dann kann das doch nur bedeuten, dass das Bier im März gebraut wird. Richtig? Richtig. Naja, jedenfalls war das früher so. Bevor 1876 die erste Kühlmaschine erfunden wurde, war es nämlich im Sommer so gut wie unmöglich, die Bierwürze zu kühlen. Allerdings benötigt man für die Vergärung untergäriger Hefe Temperaturen von unter 10 Grad. Zudem stieg durch die hohen Temperaturen im Sommer die Brandgefahr beim Siedeprozess. Es kam damals schon vor, dass ganze Städte in Schutt und Asche gelegt wurden. Daher wurde in der bayerischen Brauverordnung von 1553 das Brauen zwischen St. Georgi (23. April) und St. Michaeli (29. September) verboten. Damit man bis zum Start der neuen Brausaison nicht auf dem Trockenen sass, wurde im März als letztes, bei höherer Stammwürze, ein Bier eingebraut, das dadurch einen höheren Alkoholgehalt erreichte und somit länger haltbar war. Dieses Bier wurde dann in Felsenkellern gelagert, über denen man oft Rosskastanien anpflanzte. Ihre grossen Blätter spendeten zusätzlichen, wertvollen Schatten. Zudem wurzeln diese Bäume relativ flach, sodass man keine Beschädigungen der Kellerdecke befürchten musste. Wenn du dich darauf achtest, wirst du feststellen, dass in einigen bayerischen Biergärten noch immer diese Kastanienbäume stehen.
Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Oktoberfest-Biere immer Märzen sind?
Das erste Oktoberfest ging bereits 1810 über die Bühne, hatte aber noch gar nichts mit der jetzigen Form zu tun. Es entwickelte sich erst über die Jahrzehnte von einem Pferderennen zu einem Volksfest und wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlängert und in den September vorverlegt. 1880 genehmigte die Stadtverwaltung den Bierverkauf und 1898 wurde das erste grosse Festzelt errichtet und bald folgten weitere grosse Bierhallen. Anscheinend kam jemand auf die geniale Idee, man könne ja auch das Ende der Brausaison feiern. Da das Märzen zuletzt gebraut wurde, wurde es traditionell auch auf dem Oktoberfest ausgeschenkt. Dieses Bier war bernsteinfarben und duftete nach Keksen und Brot. Der Körper war vollmundig und malzbetont, der Hopfengeschmack eher dezent integriert. Es gibt heute noch Brauer, sowohl traditionelle in Bayern wie auch Craftbeer-Breweries in den USA, die diesen ursprünglichen Stil noch brauen, die heutigen Märzen-Biere, also auch die, welche am Oktoberfest ausgeschenkt werden, haben sich im Laufe der Zeit verändert. Sie sind generell eher heller und auch nicht mehr ganz so stark wie früher. Zudem kommen auch hier, wie bei nahezu jedem Bierstil geographische Unterschiede dazu. So heissen in Österreich zum Beispiel die Hälfte aller Biere «Märzen» und auch im Süddeutschen Raum wird man zugeben müssen, dass es sich einfach um leicht stärkere Lagerbier handelt.
Neuinterpretationen des traditionellen Märzen
Interessant sind natürlich auch hier die modernen Interpretationen, die sich gewisse Craft-Bierbrauer einfallen lassen. Es werden aussergewöhnliche Aromahopfen verwendet, ja zum Teil wird das Bier sogar hopfengestopft, um ihm einen blumigen oder fruchtigen Anstrich zu verleihen oder es wird unfiltriert belassen, was meiner Meinung nach die Süffigkeit und Vollmundigkeit noch etwas steigert. Es lohnt sich tatsächlich sich hier etwas durchzuprobieren. Selbst bei den sogenannten Klassikern sind schon deutliche Unterschiede auszumachen.
Das klassische Profil eines Märzen sieht wie folgt aus…
Herkunft: Bayern, Deutschland
Gärart: Untergärig
Charakter: Erfrischend
Alkoholgehalt: 4,5 – 6%
Ideale Trinktemperatur: 8-12°
Ideales Glas: Teku oder Burgunderglas.
Die Mass ist wohl die Wahl für das Oktoberfest, weil sie zum einen sehr dickwandig, also ziemlich robust ist, also nicht so schnell kaputt geht und zum anderen, weil man sie viel weniger nachfüllen muss. Trinkgenuss kann sie im Gegensatz zu den von mir vorgestellten leider überhaupt nicht bieten. Sei es wie es ist, ich persönlich habe nichts gegen das Oktoberfest. Meine Tipps dazu, falls du nächstes Jahr mal gehen willst: Einfach unter der Woche und auch dann während dem Tag. So fand ich das jedenfalls ganz okay bei meinem Besuch. Dieses eine Mal, als ich dort war. Generell trinke ich mein Oktoberfestbier lieber in meinem persönlichen Biergarten hier vor dem Haus.
Ja, super Idee – Das mache ich jetzt und geniesse noch ein wenig den Altweibersommer.
Cheers!