Östrogen im Bier – Was soll das?

Letztens kam ein junger Mann in den Laden und erwähnte während einem kurzen Plausch über Bier, so ganz nebenbei, aber doch in einer absoluten Selbstverständlichkeit, dass Bier ja auch das weibliche Sexualhormon Östrogen enthalte und darum Männer, die viel Bier trinken, diese typischen Männerbrüste bekämen. Ich musste ein bisschen lachen, diesen Quatsch habe ich auch schon mal gehört. Moment, das ist doch Unsinn. Oder? ODER?

 

Quatsch oder nicht?

Ja, na klar ist das Quatsch. Immerhin kenne ich Frauen, die mehr Bier trinken als ich und deren Brüste sind jetzt nicht überdurchschnittlich, oder gilt das nur für Männer? Und wenn ja warum? Moment – so komme ich nicht weiter. Hier habe ich mich ja schon mal gefragt, was Laktose und hier, was Vitamin B12 im Bier soll, da kann ich mich ja auch mal fragen: Östrogen im Bier – Was zum Teufel soll das?!

 

Just an Urban Legend?

Bislang habe ich mir das Ganze einfach immer mit meiner eigenen bestechenden Logik erklärt: Wenn Männer dicker werden, (dass das weniger vom Bier herrührt, als vom Appetit, den man vom Bier bekommt, sollte unterdessen hinlänglich bekannt sein) setzt sich das Fett halt erst mal am Bauch und dann eben im Brustbereich an. Fertig. Aber irgendwoher muss dieser Quatsch mit dem Östrogen doch herkommen. Also, Suchmaschine angeschmissen und siehe da: Nach zwei, drei Artikeln auf doch ziemlich seriös wirkenden Seiten ist bereits klar, woraus dieses «Urban Legend» gestrickt ist. Dass weder in Hopfen noch in Gerste noch in Wasser menschliche Hormone enthalten sein können, ist ja klar, aber jetzt kommt’s: Hopfen enthält so genannte Phytohormone, die tatsächlich eine östrogenähnliche Wirkung haben. Und? Wachsen jetzt Männern davon Brüste?

 

Nicht Bier, sondern Übergewicht

Jein. Phytoöstrogene ähneln strukturell Östrogen tatsächlich so stark, dass sie in der Lage sind, sich an Östrogenrezeptoren zu binden. Durch diese Bindung können sie östrogene Wirkungen erzielen. Wie so oft, ist es auch hier eine Frage der Menge. Wegen deinem täglichen Feierabendbier brauchst du dir wohl keine Gedanken, um dein Brustwachstum zu machen. Bei übermässigem Konsum allerdings ist die Gefahr schon etwas realer. Obwohl bislang wissenschaftlich noch nicht belegt werden konnte, dass Bier zur Ausbildung von weiblichen Geschlechtsmerkmalen bei Männern führt, so ist doch eines klar: Bei manchen Biertrinkern werden tatsächlich Männerbrüste beobachtet. Und diese treten immer im Zusammenhang mit Übergewicht auf. Fettzellen haben nämlich die blöde Fähigkeit das männliche Geschlechtshormon Androgen  in Östrogen umzuwandeln. Bier ist einerseits sehr nahrhaft und fördert andererseits den Appetit. Dass viele übergewichtige Männer Biertrinker sind, lässt sich nicht bestreiten und, dass durch das Übergewicht, das ja an sich schon nicht unbedingt gesund ist, der Östrogenspiegel steigt, ist erwiesen. Da ist es einfach, ein vernünftiges Fazit zu ziehen: Bier soll halt einfach in Massen genossen werden.

 

Alles in Massen

Nun, was ein vernünftiges Mass ist, das wird wohl von jeder Person wieder anders interpretiert. Für manch einen sind drei Bier (Z.B. eines zu Mittag, ein Feierabendbier und eines Abends vor dem Fernseher) ganz normal, derweil jemand anders meint, dass das bereits Sucht ist, selbst aber eine Schachtel Kippen täglich raucht. Vielleicht findet eine andere Person schon ein Glas Alkohol pro Tag wäre zu viel, während sie selbst zwei bis drei Mal pro Tag Fleisch isst, das ja wie Nikotin ebenfalls auf der WHO-Liste krebserregender Stoffe rangiert. Schön wäre einfach, wenn uns allen klar wäre, dass alles, was wir konsumieren einfach noch viel leckerer ist, wenn es keine Gewohnheit ist.

Hä? Ruft jetzt ein Bierverkäufer dazu auf, weniger Bier zu trinken? Darf der das?

 

Weniger, dafür mit Genuss

Na klar. Das ist ein Trend, der schon seit Jahren begonnen hat und sich in Zukunft noch verstärken wird. Weniger zu konsumieren, dafür hochwertiger. Genussbiere, statt Abfüll-Pfützen. Das Geld wird lieber statt in ein Six-Pack in drei fassgelagerte oder Jahrgangsbiere investiert. Ich muss nicht sagen: „Macht das so.“ Das ist etwas das einfach passiert. Die Menschen wollen das Leben wieder mehr geniessen. Das ist ein Trend. Es gibt den Spruch: „Alles, was lecker ist, ist ungesund, oder macht dick.“ Allerdings ist nichts, was wir in irgendeinem Laden kaufen können per se ungesund, wenn wir einmal eine einzelne Einheit davon kaufen. Fett nicht, Zucker nicht und Alkohol auch nicht. Es geht immer um die Frage der Menge. Wir können uns täglich einen halben Kasten Cola reinschütten oder einen halben Kasten Bier. Das ist beides gleichermassen komplett bescheuert. Oder wir können uns einfach mal ab und an etwas Leckeres gönnen, um uns für irgendetwas zu belohnen. Nur ist halt bei letzterem der Genuss einfach viel höher. Und ich bin ja einfach voll der Genussmensch.

Von daher gehe ich jetzt in meinen Bierkeller und…. Ach, den Rest kennst du. ?

Cheers!

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