So. Dieses Bier bekommt nun endlich seinen schon längst überfälligen eigenen Blogbeitrag. Gehört es doch zum einen zum Kreise meiner absoluten «All-Time-Favorites», und zum anderen habe ich zu keinem anderen Bier ein so ambivalentes Verhältnis, wie zu ihm. Denn ganz ehrlich, es schmeckt mir nicht jedes Mal gleich gut. Zwischendurch erkläre ich hier immer wieder mal kurz, weshalb es so wichtig ist, dass man sein Bier im richtigen Glas und bei der richtigen Trinktemperatur geniesst. Hier habe ich ausgeführt, welche äusseren Umstände alle den „Geschmack“ des Bieres beeinflussen können und selbstverständlich auch die eigene Stimmung. Dieses Bier ist für mich persönlich das allerbeste Beispiel dafür.
Ein ständiges «Auf und Ab»
Als ich den arroganten Bastard zum ersten Mal probierte, war ich hin und weg. Das war genau mein Ding. Es kam mir ein wenig vor, wie ein Mix zwischen einem klassischen, englischen Red Ale, einem Hauch Scotch Ale und sogar noch einem kleinen Ticken Barley Wine. Auch beim zweiten und dritten Mal mundete es mir immer noch hervorragend und so wurde es relativ schnell zu einem meiner Lieblinge. Plötzlich aber schmeckte es mir nicht mehr. Ich fand eine leicht alkoholische Note und es machte mir einen etwas „abgestandenen“ Eindruck. Das nächste Mal dann wieder alles super und „Wow“ und dann ging das sogar einmal so weit, dass ich mich fragte, wieso genau ich das jetzt so gut finde. Echt schräg. Und so habe ich mir schon seit Ewigkeiten vorgenommen, darüber einen Blog zu schreiben.
Meine Grundvoraussetzungen für den Genuss
Bevor ich zu einer ausführlichen Beschreibung komme, weil ich dieses grossartige Ale so vielen Leuten wie möglich zeigen will, präsentiere ich aber zuerst voller Stolz meine über die Jahre gesammelten Erkenntnisse, wie mir dieses Bier denn nun am besten schmeckt: Als Feierabendbier ausschliesslich im Herbst und Winter und nur dann, wenn man noch eine längere Zugfahrt vor sich hat. Es ist kein Bier, um im Stehen zu trinken oder in weniger als 30 Minuten und auch nicht direkt aus der Dose! Man muss absolut Bock auf etwas schweres, malzbetontes haben. Folgendes funktioniert NICHT: „Hmmm, was nehme ich denn bloss für ein Bier? Ach ja, das Arrogant Bastard. Das fand ich doch schon mal so gut.“ Ganz toll kommt es, wenn man ein Bier will, um sich damit für etwas zu belohnen oder um von einem anstrengenden Tag runterzukommen. Wie gesagt am besten, nicht direkt nach der Arbeit, sondern erst zu Hause, nachdem man in die bequemen Klamotten gestiegen ist und sich es auf der Couch bequem gemacht hat.
Unbedingt aus dem Pint-Glas trinken.
Die ideale Trinktemperatur und Kostnotizen
Die Trinktemperatur ist eminent wichtig. Kühl, aber nicht kalt, aber doch etwas kühler als Kellertemperatur. Ich stelle es z.B. in den Kühlschrank und wenn ich es rausnehme, lasse ich es ca. 20 Minuten stehen, bevor ich es einschenke, so ist es für mich perfekt.
Auge: Mit weichem Schaum ergiesst sich ein sehr dunkles Haselnussbraun ins Glas. Wenn man dieses dann gegen das Licht hält, erscheint es in einem wunderschönen Amber-Rot, wie ein englisches Red Ale.
Nase: geröstetes Malz, dunkle Dörrfrüchte, etwas Karamell aber auch ein Hauch Whiskey ist wahrnehmbar. Wahrlich ein sehr schönes und vielschichtiges Aroma, das einem komplett entgehen würde, wenn man es direkt aus der Dose konsumierte.
Antrunk: Weniger süss, als eventuell erwartet, dafür sehr intensiv. Nun gesellt sich eine angenehme Hopfen-Bittere hinzu, die perfekt mit den Röstaromen des Malzes harmoniert. Im Hintergrund schwingt eine dezente phenolische Note mit, die bei falscher Temperatur (zu wenig kühl) als störend wahrgenommen werden kann. So aber ist sie wie gesagt dezent, schön eingebunden und keinesfalls störend.
Körper: Kräftig, aber nicht zu schwer mit einer weichen, fast schon öligen Textur. Die Kohlensäure ist sehr fein und macht es so, trotz seiner Komplexität, nicht sperrig.
Abgang: Sehr langanhaltend und was relativ selten ist: vielschichtig. Zum einen bleiben die süsslichen, Karamellnoten hängen, zum anderen aber auch die pinienartigen, bitteren Hopfennoten. Es macht wirklich Spass.
Das Arrogant Bastard ist ein Bier, das polarisieren will. Sicher schmeckt es nicht jedem und jeder und manchen (wie eben mir) auch nicht immer, aber genau das macht ja ein gutes, interessantes Bier aus.
The final Word…
Und falls du noch einen letzten Grund brauchst, um dieses Bier einmal zu testen, wie wäre es mit einer kleinen Provokation von Stone selbst? Sie beschreiben den Arroganten Bastard nämlich so, als hätte er sich selbst beschrieben: „This is an aggressive beer. You probably won’t like it. It is quite doubtful that you have the taste or sophistication to appreciate an ale of this quality and depth.“
Na dann: Prost!