Unser Diplom-Biersommelier Ralf unterhält sich mit Fabian Gut, Brauer bei Doppelleu Boxer AG

Ralf: Sali Fabian, na wie gehts?

Fabian: Hey Ralf, super und selber?

Ralf: Ja kann mich nicht beklagen, immer viel zu tun…

Fabian: Ja geht mir genau so, ist ja gerade kurz vor Sommerferien, da läufts in der Brauerei nochmals auf Hochtouren.

Ralf: Ja Hochsaison halt für den Bierkonsum, kennst du ja noch von deiner Arbeit bei uns. Also lass uns doch mal eins bestellen und dann wenden wir uns mal den Fragen zu oder?

Fabian: Da bin ich doch dabei…

Bestellen 2 Biere aus der Bierkarte im Cappuccino Winterthur

Beide: Cheers!

Ralf: Also, beginnen wir doch mal mit der grundlegenden Frage: Wie bist du zu deinem Beruf gekommen? Du hast ja doch ein paar Jahre bei uns im Verkauf gearbeitet während deiner Studienzeit.

Fabian: Ja das ist eine lange Geschichte, aber nicht in Worten, sondern in Zeit. Nach abgeschlossener Matur, habe ich mein Jus Studium an der Uni Zürich begonnen. Um finanziell über die Runden zu kommen, habe ich, wie du ja bereits erwähnt hast, bei euch in Winterthur im Drinks of the World gearbeitet. Bereits da hat mich eigentlich die Leidenschaft fürs Bier, also vor allem fürs spezielle Bier gepackt. Ich habe schon während meines ersten Jahres bei euch und an der Uni zwei Brauereien besuchen dürfen und jeweils ein 1-wöchiges Praktikum absolviert. Da habe ich die ersten Eindrücke fürs Bierbrauen erleben dürfen und die Arbeit hat mir sehr zugesagt. Ich machte dies allerdings aus reinem Interesse, ein Wechsel vom Studium zu einem handwerklichen Beruf war für mich zu diesem Zeitpunkt überhaupt kein Thema.

Ralf: Also vom Jus-Studium zum Bierbrauer?

Fabian: Noch nicht ganz 🙂 Nachdem ich dann erkannte, dass das Jus-Studium definitiv nicht meine Welt, geschweige denn meine Zukunft ist, habe ich mich meinem zweiten grossen schulischem Interesse gewidmet, der Biologie. Ich bin sehr an Naturwissenschaften interessiert, doch auch da merkte ich schnell, dass ich die Disziplin nicht besitze, den erforderlichen Lernaufwand zu betreiben, ich war schlicht zu faul, bzw. es fehlte der Ansporn, es fehlte das Ziel. Dann ging alles recht schnell, ich entschied mich für eine Lehre als Lebensmitteltechnologe mit Fachbereich Bier, also der Schweizer Bierbrauer. Nach mehreren Probearbeiten durfte ich meine Lehrstelle schlussendlich sogar aussuchen. Wie du ja weisst, habe ich mich fürs Steinfels Zürich entschieden.

Ralf: Genau, ich erinnere mich. Erzähl doch kurz etwas über diese Brauerei.

Fabian: Die Brauerei Steinfels ist eine Gasthausbrauerei. Also es ist zum einen ein Restaurant und Bar und gleichzeitig aber auch eine Brauerei, getrennt durch eine Glaswand. Der Gast kann also praktisch beim Brauen oder Abfüllen der Biere zusehen und gleich das eigene Hausbier verkosten. Es ist halt noch Brauen im kleinen Stil, die vielen Schritte bei der Bierherstellung werden in so einem Betrieb noch von Hand erledigt, genauso wie bei sehr vielen Craft-Bier Brauereien das auch noch der Fall ist. Es wird zum Beispiel noch von Hand ausgetrebert, im Grüncontainer, haushaltsüblich. Bei grossen Brauereien geschieht dies vollautomatisch, der Treber wird dann noch gepresst, eventuell getrocknet und anschliessend verkauft.

Ralf: Doch nun bist du bei Doppelleu, wie bist du dorthin gekommen?

Fabian: Nun, nach einem Jahr hat mich meine Lehrmeisterin leider wieder verlassen und ging nach Deutschland zurück. Und da direkt kein geeigneter Braumeister gefunden werden konnte, der meine Ausbildung hätte weiterführen können, war ich gezwungen, den Betrieb zu wechseln. Meine ehemalige Meisterin hat dann mit Doppelleu den Kontakt gesucht und mich erfolgreich an sie vermitteln können. Doppelleu hat schnellstmöglich alles in die Wege geleitet, damit sie eine Ausbildungslizenz erhalten können und mir so ermöglicht, dass ich meine Lehre in meiner Heimatstadt sehr erfolgreich beenden konnte.

Ralf: Und nach deiner Lehre haben sie dich direkt übernommen?

Fabian: Ja genau. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich nach erfolgreicher Abschlussprüfung den Vertrag für eine Festanstellung bei, mittlerweile Doppelleu Boxer, unterschreiben durfte und nun Teil des Teams bin, das diese, meiner Meinung nach, super Biere herstellt und immer wieder neue Sachen ausprobieren.

Ralf: Und wie soll es in deiner Zukunft weitergehen? Hast du da schon Pläne, von der Meisterschule hast du ja bereits mehrfach mit mir gesprochen, ist das noch ein Thema?

Fabian: Das Thema wird sogar immer konkreter, ja. Mein Ziel ist es im Herbst 2020 den Diplom Braumeister an der TU München zu absolvieren.

Ralf: Moment, das ist doch wieder eine Uni?

Fabian: 🙂 Das ist richtig, jedoch mit der festen Überzeugung, dass dies das Richtige für mich ist und mit diesem Ziel vor Augen werde ich mich da schon durchbeissen.

Ralf: So, nun arbeitest du ja in einer mittelständischen Brauerei, was hältst du persönlich von grossen Brauerei Konzernen und den dutzenden Mikrobrauereien, die in den letzten Jahren so aufgekommen sind?

Fabian: Nun, ich finde alle Brauereien haben ihre Daseinsberechtigung. Es braucht grosse Brauereien, ev. braucht es sogar Brauereikonzerne, um die ungeheure Nachfrage an Bier auf der Welt decken zu können. Es braucht die grossen, um grosse Feste und Anlässe durchführen zu können. Stell dir vor eine Garagenbrauerei müsste eine Fussball WM mit Bier beliefern. Nur schon ein Anlass wie ein Dorffest ist für eine kleine Brauerei schier unmöglich. Die Biermengen an solchen Anlässen sind das eine, aber es steckt noch so viel mehr dahinter: Zapfanlagen, Gasflaschen, Bierfässer, Kühlwägen, Becher, Zelte, Tresen, Stromzufuhr… Da kommen so viele Posten auf einen zu.

Ralf: Und die kleinen Brauereien?

Fabian: Auch die braucht es unbedingt! Sie bringen die ganze Vielfalt. Mit speziellen und originellen Ideen und auch mit ausgeflippten Kreationen. Wie ein Lagerbier schmeckt, das weiss man, also ich zumindest:) aber wie schmeckt denn ein Cheesecake-Vanilla Ale? Dass will ich doch probieren. Es muss ja nicht immer das Verrückteste sein, auch schon ein feines Ale, mit ausgewählten Hopfen oder ein Stout, dass nicht überall erhältlich ist, macht doch schon den Reiz einer kleinen Brauerei aus. Denn kleine Brauereien müssen und sollen ja auch nicht den Massenmarkt abdecken, und sie könnten es auch gar nicht.

Ralf: Das sehe ich absolut gleich. Und es macht grosse Freude, zuzusehen, wie sich die ganze Craftbier-Szene momentan entwickelt. Fabian, vielen Dank für das Gespräch. Das machen wir wieder einmal.

Fabian: Auf jeden Fall

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