Wie man einen Bierkeller anlegt

Das Hobby «Bierkeller» wird anscheinend immer beliebter, was mich natürlich sehr freut. Nicht nur fragen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmässig nach Tipps, sondern auch im Laden höre ich immer öfter «Das ist für den Keller» oder «Hast du mir noch einen Tipp für etwas Schönes in meinen Bierkeller?»

Nicht jedes Bier wird durch Lagerung besser

Nicht jedes Bier, das man gleich trinken kann, wird durch Lagerung besser, aber jedes Bier, das durch Lagern besser wird, kann man natürlich auch gleich trinken. Deshalb, wie bereits im Artikel zum Fuller’s Vintage Ale erwähnt, kauft man von edlen Tropfen am besten immer mindestens zwei Flaschen. Eine zum sofort trinken und eine zum Einlagern. Und wenn man mal von einem Jahrgangsbier zwei verschiedene Jahrgänge im Regal sieht, dann muss man natürlich sofort zuschlagen, denn es ist ja besonders interessant, unterschiedliche Jahrgänge miteinander zu vergleichen.

Welche Biere kann man im Keller reifen lassen?

Nun, die häufigste Frage ist natürlich die nach der Lagerfähigkeit eines Bieres. Am offensichtlichsten ist es natürlich bei Jahrgangsbieren. Überall wo der Jahrgang draufsteht, wollen die Brauväter eigentlich, dass man das Bier für einige Zeit in den Keller stellt und reifen lässt. Das «Fuller’s Vintage Ale» gehört natürlich zu den bekanntesten seiner Art. Wildvergorene Biere, wie die belgischen Lambics oder natürlich die aus Lambics verschnittenen Geuzen sind bei Kennern sehr beliebt.

Aber auch alles, was stark genug ist, eignet sich für den Keller. Das heisst, alle Biere mit einem Alkoholgehalt von über 7 Volumenprozent lassen sich über Jahre hinweg einlagern. Alle Arten von Bockbier eignen sich dazu natürlich perfekt. Doppelböcke, Eisböcke und selbstverständlich «Schneider’s Weizenbock Aventinus» gehören auf jeden Fall zu den Favoriten diverser Fans, die einen Bierkeller haben. Ebenfalls für den Keller eignet sich zum Beispiel auch das «Chimay Bleue».

Ein Bier schmeckt alle paar Jahre komplett anders

Ein Bier reift und verändert sich wellenartig, wie ein guter Wein, und schmeckt alle paar Jahre komplett anders. Am besten ist, es einfach mal auszuprobieren. Ganz nach der Faustregel: «Alles was unfiltriert ist, gärt in der Flasche weiter und es passiert etwas – kurz, das Bier reift. Da ist es natürlich spannend, die Entwicklung mitzuverfolgen und alle paar Jahre das Reifestadium zu probieren.

Einfach ausprobieren lohnt sich

Zugegeben, „einfach mal ausprobieren“ klingt nicht wahnsinnig professionell, aber es ist tatsächlich ein guter Rat. Als ich vor mehr als zehn Jahren angefangen habe, Biere, die mir extrem gut gefallen, einzulagern, gab es die Ausbildung zum «Schweizer Biersommelier» noch gar nicht. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als auszuprobieren, und mir so Schritt für Schritt meine Erfahrung anzueignen. Klar geht mal was in die Hosen, aber so lernt man ja dazu.

Es gibt Biere, die man zwar ewig lagern kann, die aber mit den Jahren nicht unbedingt besser werden. Vor allem dann nicht, wenn der Hopfen ein wichtiger Bestandteil für die Frische und die „Knackigkeit“ des Bieres ist. Das kürzlich im Blog vorgestellte „Westvleteren 12“ ist auch nach über zehn Jahren immer noch extrem fein, doch finde ich es persönlich einfach einen kleinen Tick knackiger, wenn es frisch getrunken wird.

Kurz zusammengefasst

Mindestens einer, der folgenden 3 Punkte sollte auf ein Bier zutreffen, um es für ein paar Jahre im Keller vergessen zu können. Je mehr Punkte passen, umso interessanter wird’s:

  • Hoher Alkoholgehalt. Je kräftiger ein Bier ist, desto weicher und runder wird es mit der Zeit.
  • Malzbetonte Biere. Der Hopfen zerfällt mit der Zeit, der Geschmack wird matt und das Bier wirkt nicht mehr frisch. Es gibt aber eine tolle Ausnahme, auf die ich gleich noch zurückkomme.
  • Flaschengärung. Dadurch, dass die Hefe in der Flasche weiterarbeitet, hat man selbst nach Jahren immer noch etwas Kohlensäure im Bier.

Welche Biere sich zum Einlagern eigenen

  • Belgische Biere. Die haben alles, was es braucht. Viel Alkohol, sind wildvergoren, sauer, eine Flaschengärung oder alles zusammen. «Belgier» machen echt Spass.
  • Imperial Stouts. Sie strotzen vor Malz und Alkohol. Sie werden etwas süsslicher und diese typischen Noten von schwarzer Schokolade schmecken mit der Reifung mehr nach Milchschoggi.
  • Barley Wines. Natürlich. Für mich DAS Genussbier schlechthin. So etwas trinkt man wie einen guten Cognac. Am besten im Chesterfield-Sessel vor dem Kamin.

Und das sind die Ausnahmen

  • Double- und imperial IPA. Diese Dinger sind zwar sehr stark gehopft, bringen aber trotzdem auch einen schönen Malzkörper und genug Alkohol mit. Obwohl der Hopfen zerfällt, wird das Bier weich und bekommt einen Hauch von Umami. Auch wenn es bereits nach drei bis vier Jahren nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Bier zu tun hat, und geschmacklich näher an einem Barley Wine liegt, ist das Resultat fantastisch.

Geduld zahlt sich aus

Natürlich braucht es etwas Geduld, sich so einen Bierkeller aufzubauen. Damals, als ich angefangen habe, hatte ich eigentlich nicht vor, einen ganzen Bierkeller anzulegen. Ich habe einfach nur immer von den speziellen Flaschen eine, zwei oder mehr gekauft und sie in den Keller gestellt. (Ja, Bier sollte man immer stehend lagern.) Eigentlich mehr mit dem Gedanken, dass ich die auch noch später, wenn es sie nicht mehr zu kaufen gibt, geniessen kann. So ist das Ganze dann langsam gewachsen und zu einem stattlichen Bierkeller geworden.

Also, fangt damit an, es lohnt sich definitiv. Wenn ihr euch an diese Regeln haltet und zuseht, dass der Keller dunkel und kühl ist, könnt ihr eigentlich fast nichts falsch machen.

In einem späteren Post werde ich dann anhand zwei, drei konkreter Beispiele aus unserem Sortiment darstellen, was ganz genau mit einem Bier bei der Reifung passiert. Bis dahin verweise ich alle Interessierten auf das Buch «Vintage Beer» von Patrick Dawson. Erhältlich in unseren Filialen und, wenn wir es nicht gerade vorrätig haben, könnte ihr es direkt in der Filiale bestellen.

So, jetzt gönne ich mir einen Barley Wine… Natürlich aus meinem Bierkeller.

Prost.

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