Liebe Leserin, lieber Leser, neulich durfte ich wieder einmal an einer Bier-Degustation teilnehmen, was mir tatsächlich noch mehr Freude macht, als selbst welche durchzuführen. Es ist einfach etwas komplett anderes, von der Auswahl der Biere überrascht zu werden und das Bier, das vor einem steht, nicht zu kennen und es blind zu verköstigen. Die Degu war klassisch aufgebaut: Von leicht nach stark, von hopfig nach malzig, von hell nach dunkel. Und so wurden die zu degustierenden Biere für meinen persönlichen Geschmack immer leckerer. Auch wenn ich den Sommer durch mir nur selten mal ein schweres und dunkles Bier zu Gemüte führte, merkte ich, wie ich mich jetzt bereits auf den Herbst und sogar den Winter zu freuen beginne. Denn bald fängt sie wieder an, die Zeit der Porter, der Stouts und der Imperial Stouts. Und damit du dann eifrig mitfachsimpeln kannst, hier die Geschichten zu diesen leckeren Bierstilen:
Porter
Die Porter gelten als die Vorgänger der Stouts. Sie wurden im England des 18. Jahrhunderts populär. Die Geschichte besagt, dass sie erst aus einem Mix aus Ales und diversen dunklen Bieren entstanden sind. Um 1722 soll die erste Brauerei sie direkt so hergestellt haben und ihm erst danach den Namen gegeben haben, weil sie bei den Lastenträgern (englisch Porter) des Londoner Hafens so beliebt gewesen sein sollen. Schnell hat sich der Stil von London aus über ganz England ausgebreitet und es entstanden verschiedene Unterkategorien. So wurden z.B. stärkere Porter „Stout Porter“ genannt, was später einfach zu „Stout“ verkürzt wurde. Porter sind obergärig und werden mit dunklen Malzsorten, Röst- und Karamellmalzen gebraut. Im Vergleich zu den Stouts sind sie etwas zugänglicher, wird die Röstaromatik doch durch Nuss- und eben Karamellaromen abgerundet. Nicht selten findet man auch eine dezente Note von Rauch. Dazu oft auch, als kleiner Kontrast, ein leichtes Säurespiel im Abgang. Sie bilden auch heute noch die Grundlage zu diversen Stil-Spielarten wie Smoked Porter, Honey Porter oder Vanilla Porter, um nur einige zu nennen. Der Charakter eines Porters reicht von erfrischend bis intensiv, die ideale Trinktemperatur liegt bei 8-12° und am besten zur Geltung kommt es aus einem traditionellen englischen Pint oder, zum Geniessen, aus einem Bordeaux-Glas.
Stout
Der Ursprung des Stouts wird oft Irland zugeschrieben, dabei liegt er, wie eben erwähnt ebenfalls in England. „Stout“ bedeutete nämlich nichts anderes als „kräftig“ und mit diesem Zusatz wurden erst die alkoholreicheren Varianten des Stouts betitelt. Dass wir mit dem Stout direkt Irland assoziieren, liegt natürlich an der ungeheuren Popularität der Marke Guinness. Dieses Bier bedient allerdings genau genommen wieder ein eigenes Sub-Genre, nämlich das „Dry Stout“ bzw. das „Irish Stout“. Arthur Guinness stellte im 18. Jahrhundert die Produktion von Bitter Ale auf den immer beliebter werdenden Bierstil Stout um, verwendete jedoch anstatt Gerstenmalz eine ungemälzte, geröstete Gerste, um Steuern zu sparen, die auf Malz erhoben wurden. Später erhöhte er noch die Hopfengabe und somit die Bitterwerte. Diese beiden Faktoren verursachen dieses spezielle Mundgefühl, das ein Dry Stout ausmacht. Auch vom Stout sind verschiedene Varianten erhältlich. So zum Beispiel das Oatmeal Stout, das mit einem Anteil an Hafer eingebraut, wird oder das Milk Stout, dem mit Zugabe von unvergärbarem Milchzucker eine Restsüsse zugesetzt wird. Der Charakter eines Stouts lässt sich ebenfalls mit erfrischend bis intensiv beschreiben, direkt nochmals 2° weniger kalt darf es sein, nämlich 10 – 14° und auch hier ist die Glas-Wahl Pint oder Bordeaux-Glas.
Imperial Stout
So. Wir hauen noch einen obendrauf. Das Imperial Stout könnte je nach Ausführung auch Double-Stout heissen. Zum einen liegen wir hier beim Alkoholgehalt nun schon bei 8-12% (Zum Vergleich: Stout 4-6%) Zum anderen kann aber auch die Röstaromatik bisweilen doppelt so intensiv wahrgenommen werden. Im späten 18. Jahrhundert stellten die englischen Porter-Brauereien das Imperial Stout für das Baltikum her. Der Name ist eine Reverenz vor Katerina der Grossen. Tatsächlich mochte es die Zarin sehr und liess grosse Mengen davon importieren und so wurde Barclay Perkins‘ „Russian Imperial Stout“ zum Prototyp dieses Stils. Dieses rabenschwarze Bier duftet und schmeckt komplex nach Kaffee, Schokolade, Dörrfrüchten und dunklen Beeren. Der Antrunk ist süsslich, der Körper mächtig und der Abgang schön langanhaltend röstaromatisch. Bei diesen Noten und seiner alkoholischen Stärke verwundert es nicht, dass dieser Stil zu den ersten gehörte, der in Holzfässern ausgebaut wurde. Bei diesem Bier musst du dir keinerlei Gedanken um die Kühlung machen. Es ist genau richtig bei Keller-Temperatur, also so um die 16°. Wenn du es dir selbst im Teku-Glas servierst, in einem Schwenker oder Burgunderkelch, entfaltet es dir all seine Nuancen optimal.
Ich wünsche gutes Degustieren. Du kannst dich übrigens tatsächlich einen ganzen Abend lang damit beschäftigen, diese drei Bierstile zu geniessen. Die trinkt man nämlich ganz automatisch langsam. Alle drei passen sie gut zu kräftigen, reifen Käsesorten oder aber auch erlesenen Schokoladen. Gerade zum Imperial Stout passt auch eine tolle Zigarre.
Cheers!
PS: Teil 1 der Bierstile findest du hier. Teil 2 hier.